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Europe goes China

Forschungsgruppe Jugend und Europa simuliert EU-Erweiterung mit Studenten in Peking und Shanghai.

15.12.2005 · Forschungsgruppe Jugend und Europa



Auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in China hat die Forschungsgruppe Jugend und Europa im November 2005 zwei europapolitische Planspielseminare mit Studierenden verschiedener chinesischer Universitäten in Peking und Shanghai durchgeführt. Hierbei kam das von der Forschungsgruppe erarbeitete Planspiel "Shaping the Future of Europe" zur Erweiterung der Europäischen Union zum Einsatz.

Zu diesem neuartigen Anlass hat die Friedrich-Ebert-Stiftung als Initiator der Planspielseminare ausgewählte Studierende zahlreicher Universitäten zusammengebracht. Die Fremdsprachenuniversität Peking und die Tongji Universität in Shanghai stellten als Kooperationspartner die Räumlichkeiten und die Infrastruktur. Außerdem nahmen Studierende der Universität Peking, der Chinesischen Universität für Außenwirtschaft und -Handel, der Chinesischen Universität für Politik- und Rechtswissenschaften, der Renmin Universität, der Fudan Universität, der East China Normal University und der Shanghai Fremdsprachen Universität an den beiden Europaseminaren teil, die in Peking in deutscher und in Shanghai in englischer Sprache stattfanden.

Ziel der Veranstaltungen war es, den Studentinnen und Studenten die Möglichkeit zu bieten, sich aktiv mit Entscheidungsprozessen der EU und mit inhaltlichen Fragen der aktuellen Erweiterungsdebatte auseinander zusetzen und somit ein umfassendes Bild vom Wesen und Funktionieren der Europäischen Union zu gewinnen. Die hierzu eingesetzte Planspielmethode, die durch aktives Erleben institutioneller Strukturen und politischer Entscheidungsprozesse eigeninitiative Lernprozesse mit einem nachhaltigen Lernergebnis verbindet, war für den Großteil der Teilnehmer eine neue Erfahrung. Die Studierenden meisterten diese Premiere mit Bravour und agierten souverän in den Rollen der unterschiedlichen europäischen Entscheidungsträger: als Europaparlamentarier, Kommissionspräsidentin, Außenminister oder Vertreterin eines Beitrittskandidatenlandes. Gemeinsam hatten sie die schwierige Aufgabe, über die Beitrittsgesuche Bulgariens, Kroatiens und der Türkei zur Europäischen Union und über die damit verbundenen strukturellen Anpassungen zu entscheiden. Ein Presseteam begleitete den Verhandlungsprozess kritisch und kommentierte die Geschehnisse in Wandzeitungen und TV-Sendungen.

In den intensiven Verhandlungen wurden innerhalb von jeweils zwei Tagen detaillierte Kompromisse zu zentralen europäischen Fragen wie der Reform der Struktur- und Agrarpolitik, der Lösung der Zypernfrage und der Einhaltung von Umweltschutz- und Menschenrechtsstandards erzielt, die in ihrer Tragweite und in ihren pragmatischen Lösungsansätzen durchaus eine Vorbildfunktion für die reale europäische Entscheidungsfindung erfüllen können. Mit viel Engagement erprobten die Teilnehmer außerdem die demokratischen Mechanismen innerhalb der EU, wobei insbesondere das Europäische Parlament seine Kontrollfunktion gegenüber der Kommission sehr ernst nahm.

Nach einhelliger Meinung der Teilnehmer hat die Simulation entscheidend dazu beigetragen, ein besseres Verständnis für die sonst so ferne EU und ihre Institutionen wie auch für die Chancen und Schwierigkeiten multilateraler Entscheidungsfindung vor dem Hintergrund divergierender nationaler Interessen zu entwickeln.

Neben einer ausgesprochen guten EDV- Ausstattung der beteiligten Universitäten waren vor allem das hohe Interesse und die profunden Kenntnisse der Studenten im Hinblick auf die Europäische Union bestechend. Das Engagement der beteiligten Studenten zeigte, welch hohe Stellenwert (Fort-)Bildung in China besitzt. Für die chinesischen Studenten und die Mitarbeiter der beteiligten Universitäten bildete die beiden Seminare eine einzigartige Möglichkeit, eine neue handlungsorientierte Methode kennen zu lernen. Im Gegenzug bot der chinesische Blickwinkel auf europäische Themen und Strukturen eine spannende Bereicherung für die eigene Arbeit der Forschungsgruppe.

Dank der Initiative und der perfekten Vorbereitung und Organisation durch die Friedrich-Ebert-Stiftung vor Ort war „Shaping the Future of Europe in China“ ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Seiten. In zahlreichen Gesprächen mit Mitarbeitern der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie mit Repräsentanten der beteiligten Universitäten wurden zukünftige Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet, vor allem im Studentenaustausch und in der europabezogenen Jugend- und Bildungsarbeit. Nach Abschluss der erfolgreichen Planspielseminare ist es Wunsch aller beteiligten Partner, die Planspielmethode zukünftig verstärkt unter Beteiligung der Forschungsgruppe Jugend und Europa an den Universitäten durchzuführen.

Kontakt und weitere Informationen

Dr. Stefan Rappenglück
rappenglueck@fgje.de
089/ 21 80 13 40

Alina Fuchs
fuchs@fgje.de
089/ 21 80 59 51


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