Perspektiven der EU-Erweiterung: die Frage des Türkeibeitritts
Forschungskolloquium mit Sylvie Goulard
09.12.2004 · C·A·P
Sylvie Goulard sprach sich daher dafür aus, die Probleme eines Beitritts der Türkei zur EU nicht bei Seite zu schieben. Fragen, die es sich Goulard zufolge zu stellen lohnt, sind die nach den Gemeinsamkeiten der EU-Mitgliedstaaten und der Türkei sowie nach der Finalität der Union. Aus ihrer Erfahrung als Beraterin der Kommission wies sie darauf hin, dass die Vergrößerung der EU nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich sei. Eine weitere Erweiterung gefährde die Gemeinschaftspolitiken und führe zu Finanzierungsproblemen. "Europa" dürfe nicht auf eine Strategie reduziert werden. Goulard nahm jedoch nicht nur eine kritische Position gegenüber dem eventuellen EU-Beitritt der Türkei ein, sondern auch zu der darum geführten Debatte. Sie warnte in diesem Zusammenhang vor allem vor einer Instrumentalisierung der Religion. Hier handle es sich um einen Diskussionspunkt, bei dem gerade Deutschland und Frankreich völlig unterschiedliche Standpunkte vertreten. Während die Bundesrepublik den Beitritt der Türkei befürworte, um so eine Brücke zum Islam zu bauen, sei Frankreich nur zur Aufnahme einer säkularisierten Türkei bereit. Daneben stellte die Politikwissenschaftlerin auch die Unüberlegtheit einzelner Vorschläge in Bezug auf die Türkei heraus. Stellt zum Beispiel die Einschränkung der Freizügigkeit von Arbeitnehmern aus der Türkei nicht letztlich Rassismus gegegenüber der türkischen Bevölkerung dar? Die Interessendivergenzen zwischen Frankreich und Deutschland im Hinblick auf die Türkei als islamisches Land, die Unausgereiftheit der Konzepte für Sylvie Goulard Beweise, wie groß der Diskussionsbedarf im Hinblick auf einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU noch immer ist.
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